Reisebericht
Fünf von Minden à Pusia und zurück!
Im April war es dann soweit – es wurde wahr gemacht und wir fuhren nach Pusia.
Es war von meiner Seite aus ein hin-und-her bis ich endlich doch zugesagt hatte, da ich ja „nur“ eine Endstelle bin hatte ich bedenken…was im Nachhinein total überflüssig war.
Schließlich ging es ja um Doris und Ihren Ehrentag und um Basia´s und Staszek´s 5.Hochzeitstag!
Sehr neugierig war ich auch auf den Hof…schließlich ist dort unsere Cleo geboren und geprägt worden und so zu einem Hund geworden der perfekter für mich nicht sein könnte…aber das ist eine andere Geschichte.
Donnerstagmorgen also fuhr ich von Bielefeld gen Minden zu Birgit und Kathrin, ein Beweisfoto eines Starenkastens liegt vor (Kosten: 1,5 Futterbeutel, die besser investiert gewesen wären).
Punkt 8 Uhr war ich da, durfte auch gleich Rolo (langjähriger Freund von Birgit und Kathrin, persönlicher Kfz-Beauftragter dieser Fahrt J ) und Scarlett (zarte 18 Jahre ALTE Tochter von Katrin) kennen lernen.
Es war mir ja noch etwas rätselhaft wie fünf erwachsene Menschen in einem alten Golf Kombi nach Polen fahren können, ohne sich in die Haare zu bekommen.
Dann hieß es aber erstmal das „Autochen“ zu packen, Hunde nochmals auszuführen (hier konnte ich auch den Billie kennen lernen – was für ein toller Hund – meist merkt man nicht, dass er blind ist…so schlau und so schmusig….aber eine andere Geschichte…), bis wir uns dann alle im Auto sortiert hatten sind wir erst um 11 Uhr los gekommen .
Kathrin fuhr die erste Etappe, der alte Golf zog uns wie ein treues Arbeitspferd durch Staus, langsam die Hügel hinauf, etwas schneller hinunter…Birgit fuhr die zweite Etappe. Dann war es nicht das Auto was ich befürchtete, nein das Navi hatte Turbulenzen und meinte, dass wir die Aussicht kurz vor der polnischen Grenze dreimal in großen Kreisen und Achten genießen sollten. Tatsächlich blühten die Rapsfelder in einem wahnsinnigen gelb J doch so langsam hatten wir genug Rapsfelder gesehen und wollten endlich weiter kommen…Zwei volle Stunden kamen wir nicht aus dem Strudel des Navis…fünf erwachsene Menschen fanden nicht den rechten Weg – ok, Rolo war außen vor, er hatte plötzlich so schlimme Magenschmerzen, dass er nicht mehr denken konnte…dies hielt leider auch die ganze Reise an, der Arme…oh oh ihm ging es ja so gar nicht gut…
Scarlett saß vorne und war der DJ der Fahrt, zudem, noch wichtiger, war sie die „Navigations-am-Leben-erhalten-Beauftragte“, denn neben den eigenwilligen Straßenführungsrundfahrten setzte das Ding gerne mal einfach aus wenn das Kabel nicht in einem bestimmten Winkel in dem Gerät steckte, welches bei jeder Unebenheit der Straße neu justiert werden musste.
Scarletts Geduld war bewundernswert.
Aufruf: Wer ein funktionierendes Navi hat, das er/sie nicht mehr braucht – hier würde es Sinn machen J !!!
Wie abhängig man doch von diesem Ding ist, zeigt sich erst, wenn man keine Straßenkarte hat…
Nach der polnischen Grenze machten wir eine Pause mit einem gefühlten 180 Grad heißen Kaffee und Fahrerwechsel – unsere platten Hintern mussten mal geschüttelt werden.
Die nächste Etappe fuhr ich. Der alte Golf und ich brauchten einige Zeit bis wir Freunde wurden und es bedurfte einige Ampelphasen bis ich den Trick raus hatte den ersten Gang zu finden. Ich konnte es einfach nicht glauben, so ein störrisches Auto…aber brav fuhren wir an allen Starenkästen (fast in jedem Ort einer) – ohne Foto – vorbei.
Polen ist wunderschön zu dieser Jahreszeit.
Neben dem, das wir hier nur über (ziemlich gute, im Gegensatz zu hier) Landstraßen fuhren, war es fast schon auffällig wie natürlich die Landschaft ist. Moorgebiete, wilde Wälder, weite Wiesen, keine Hochspannungsmasten, oder Windmühlen. Dazwischen die kleinen Dörfer und Städtchen, sehr sauber heraus geputzt und sehr gepflegt. Jedes Grundstück, ob klein oder groß ist mehr, oder weniger kreativ eingezäunt – aber (!) ganz konsequent.
Mein letzter Besuch in Polen ist bestimmt schon über 10 Jahre her – da sah es noch anders aus, abgesehen von den Zäunen – ich war sehr positiv überrascht – schön idyllisch!
So schaukelten wir schön langsam unserem Ziel entgegen. Es war schon stockdunkel als wir dann im Zielort ankamen.
Wir fanden den besagten Feldweg nicht!
Nach einer nächtlichen Dorfrundfahrt, Telefonaten mit der ungeduldig wartenden Doris und Kampf gegen fallende Augenlieder kam Staszek und Christopher. In Ralleyqualität fuhren wir ihnen über Staub aufwirbelnden nächtlichen Feldwegen hinterher.
Nach insgesamt 12 Stunden standen wir dann vor dem Tor von Pusia.
Staszek sprang aus dem Wagen und öffnete die mit jeweils einem kleinen Schnauzer verzierten Gusseisen-Torflügel.
Auf der Homepage von Pusia ist mir dieses Tor schon aufgefallen und irgendwie kam mir so einiges bekannt vor – nur in echt mit eigenen Augen…soweit ich es in der Dunkelheit erkennen konnte.
20, oder 25, oder 30 (?) aufgeregte Hunde hüpften herum, bellten laut in die Nacht und kündigten uns an. Ich weiß noch wie ich mich wunderte, dass die Hunde keine Anstalten machten um aus dem Tor zu laufen…nein, sie liefen um unser Auto und um Staszek herum der vor uns den Weg frei „wedelte“ bis wir nach ca. 30 Metern vor dem Haus von Barsia und Staszek parkten.
Doris nahm uns alle gleich in ihre Arme – hatte sie Tränen in den Augen? Es war ein sehr herzlicher Empfang, als würde man sich schon sehr lange kennen…die Hunde bellten im Chor, wedelten um die Wette.
Langsam wurde es ruhiger und man wurde intensiv beschnuppert. Ruckzuck wurden wir ins Haus geführt, hinter einer Tür meldete sich Doris´ Hunderudel. Vorbei an einer Art von Flur-Vorratskammer, gefüllt mit Arzneien, Floh- Zeckenmitteln, Hundefutter ect. ging es hoch in die Wohnung von Barsia und Staszek.
Uns empfing ein sehr reich gedeckter Tisch an polnischen Köstlichkeiten wie Sauerkraut, Fischsalat, Pasteten, reichliche Wurstplatten, Brot und und und…wow, damit hatten wir so gar nicht gerechnet!
Der sehr große Tisch mit vielen Stühlen wurde extra für uns ausgeliehen, hergekarrt und aufgestellt. Für jeden stand ein Teller und Besteck bereit und bei jedem Gedeck dampfte eine Tasse von heißem Kräutertee. Es sah so sehr einladend aus.
So viel Mühe wegen uns, dabei sollte es doch um Doris gehen und um ihren Ehrentag!
Es war 23 Uhr nachts, Doris, Barsia, Christopher und Staszek warteten mit ihrem Abendessen so lange auf unsere Ankunft – ihre Mägen mussten auf Halbmast gehangen haben, Wahnsinn.